Helen Sanford Wilhelm – Archives of Service Civil International

Helen Sanford Wilhelm

Mit dem Tod von Helen Sanford Wilhelm im Dezember 2011 im Alter von 86 Jahren hat der SCI eine Freundin verloren, die zeitlebens mit dem Gedankengut unserer Bewegung verbunden war: Sie war eine starke Frau. Das zeigt ihr Profil: Als jüngstes Kind einer amerikanischen Mittelstandsfamilie, die in der grossen Rezession die Gefährdung ihrer Lebensgrundlage erlebte, wurde sie schon in ihrer Jugend mit sozialer Not, aber auch mit der Rassenfrage konfrontiert. Schon während ihrer Ausbildung zur Lehrerin setzte sie sich intensiv mit dem Kampf für die Gleichberechtigung schwarzer Mitbürger und Mitbürgerinnen in den USA auseinander. Dieses Grundanliegen des SCI vertiefte sie später in ihrer schriftstellerischen Tätigkeit. Aber sie wurde auch mit der Politik konfrontiert, wurde doch ihr Bruder Gouverneur von North Carolina, Senator, später Präsident der Duke Universität und gar zweimal Präsidentschaftskandidat der Vereinigten Staaten.

Schon früh lernte sie das Gedankengut der Quäker kennen. Sie nahm in den USA an freiwilligen Arbeitsdiensten des „American Friends Service Committee“ (AFSC) teil. Später wirkte sie auch an Workcamps der finnischen Organisation KVT bei Rodungsarbeiten für finnische Flüchtlinge aus russisch besetzen Gebieten. Aufgrund ihrer reichen Erfahrung und ihrer Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen leitete sie anfangs der fünfziger Jahre ein Team des AFSC zur Unterstützung der ländlichen Entwicklung in El Salvador. Ihren zukünftigen Mann, Rolf Wilhelm, lernte sie in Mexiko kennen.

Sie heiratete nach ihrer Übersiedlung nach Europa 1955 in der Schweiz. Helen kam in der Folge in Zürich mit Ralph Hegnauer und Hansjörg Braunschweig vom SCI in Kontakt. Sie half im Sekretariat der Schweizer Zweigs, lernte wohl auch „schwyzerdütsch“ und leitete dann selbst ein SCI-Camp im bündnerischen Mathon. Ihre grosse Erfahrung mit konkreter Dienstleistung konnte sie dann gemeinsam mit ihrem Mann in die schweizerische Entwicklungszusammenarbeit einbringen, die für beide zur Lebensaufgabe wurde. So engagierte sie sich während ihres Aufenthalts in Nepal 1958-60 aktiv bei der Rekrutierung von Ausländern zum Aufbau der Freiwilligengruppe „Bir Hospital Volunteers“ für ein Spital in Kathmandu. Ohne ihre Unterstützung hätte Rolf in führender Stellung bei der DEZA nie so viel leisten können.

Neben ihrer Sorge für das Wohl ihres Mannes und für die Erziehung der zwei angenommenen Kinder schrieb sie nach ihrer Rückkehr in die Schweiz etwa zehn Romane. Dank ihrer grossen Energie erteilte sie aber zusätzlich während 15 Jahren Seminare über amerikanische Literatur an der Volkshochschule Bern. An ihrem endgültigen Wohnsitz im ländlichen Oberscherli wirkte sie in der Schulkomission und erteilte in der Primarschule Englischunterricht.

Ihre letzten Lebensjahre waren von zunehmenden Behinderungen geprägt. Der Tod war wohl eine Erlösung. Aus Verbundenheit zum SCI bestimmte sie, dass die Sammlung anlässlich ihrer Abdankung unseren Diensten zugutekommt.

Während meiner fast fünfzigjährigen Bekanntschaft mit Helen habe ich ihre engagierte Haltung für den Wert jedes Menschen bewundert, unabhängig von Herkunft, Glaubensrichtung oder politischer Überzeugung und ihre warme Menschlichkeit sehr schätzen gelernt. Mit ihr haben wir eine starke Verbündete des SCI verloren.